Carry over von Polybromierten Diphenylethern
Findet ein PBDE-Übergang vom Futtermittel in Lebensmittel tierischen Ursprungs statt? – Ein Übersichtsartikel Von Wolfgang Jira und Karl-Heinz Schwind
Polybromierte Diphenylether (PBDE) sind organische Verbindungen, die als Flammschutzmittel in einer Vielzahl von Produkten des täglichen Gebrauchs eingesetzt werden. In der Industrie wurden in der Vergangenheit drei verschiedene technische PBDE-Gemische (Penta-, Okta- und Deka-Produkt) verwendet, die sich hinsichtlich ihres Bromierungsgrades unterscheiden. Gemäß der Richtlinie 2003/11/EG sind in Europa die Verwendung und der Handel mit dem Penta- und Okta-Gemisch wie auch mit Produkten, die diese Stoffe enthalten, verboten. Somit wird zurzeit ausschließlich das Deka-Produkt verwendet. Für die Untersuchung von PBDE in Futter- und Lebensmitteln empfiehlt die European Food Safety Authority (EFSA) die Erfassung der acht Kongenere BDE 28, 47, 99, 100, 153, 154, 183 und 209. Bislang gibt es jedoch noch erhebliche analytische Schwierigkeiten bei der Erfassung von BDE 209. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind nur sehr wenige Daten zu PBDE in Futtermitteln vorhanden. Am Max-Rubner-Institut (MRI) in Kulmbach durchgeführte Untersuchungen von stichprobenartig ausgewählten Proben aus einem repräsentativen Probenkollektiv ergaben Summengehalte der sieben Kongenere BDE 28, 47, 99, 100, 153, 154 und 183 im Bereich von 0,03 bis 0,7 (Median: 0,2) µg/kg Trockenmasse (N=24). Die PBDE-Gehalte in vom Tier stammenden Lebensmitteln lagen für Fisch (N=24) im Bereich von 0,1 bis 10 (Median: 0,8) µg/kg Frischmasse und für Fleisch (N=30), Milchprodukte (N=25) und Eier (N=24) im Bereich von 0,05 bis 1 (Median: 0,3) µg/kg Fett. Zum Carry-over-Verhalten von PBDE wurden bislang nur sehr wenige Untersuchungen durchgeführt. Bei Legehennen ergaben sich nur geringe Carry-over-Faktoren in Eiern. Demnach scheinen sich PBDE weniger stark im Fettgewebe anzureichern als Dioxine und PCB. Aufgrund der unzureichenden Datenbasis sollten gezielte Fütterungsversuche zum Übergang von PBDE aus Futtermitteln in vom Tier stammenden Lebensmitteln durchgeführt werden, um verlässlichere Aussagen zum Transfer dieser unerwünschten Stoffe zu erhalten.
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