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    Der Handel Nr. 04 vom 04.04.2012 Seite 010

    Branche Familienunternehmen

    ZUKUNFT DES HANDELS

    Unternehmen mit Charakter

    Als im Jahr 2011 in Darmstadt das Modehaus Schrumpf geschlossen wurde, beklagte die Stadt den Verlust eines traditionsreichen Einzelhandelsgeschäftes. Die Inhaber Doris und Alfons Schrumpf wollten beruflich kürzer treten, doch für beide Töchter ist der Einzelhandel keine Branche, in der sie arbeiten möchten. Also kam das Aus. Bei Schrumpf gab es ein jähes Ende. Anderswo quälen sich die Erben noch eine Weile, um dann doch aufzugeben. In drei von vier Unternehmen übergeben zwar die Eigentümer ihr Geschäft an Tochter oder Sohn. Jedoch halten nur 44 Prozent der befragten Unternehmer die familieninterne Übergabe langfristig auch für Erfolg versprechend. 40 Prozent halten den eigenen Nachwuchs für fachlich, 29 Prozent für persönlich ungeeignet. Keine Zukunft für die Familie? Von wegen. Beim Textilhändler Wöhrl etwa stellte man fest, dass der frühere Peek-&-Cloppenburg-Manager Marcus Kossendey als Chef des fränkischen Traditionsbetriebs nicht so recht passte - nun hat wieder die Familie Wöhrl das Sagen. Kossendey sollte ab 2010 frischen Wind in das Modehaus bringen - nur zwei Jahre später trennten sich die Wege wieder. Auch in der Krise: Familien wirtschaften besserVon den rund 4.000 Familienunternehmen in Deutschland sind stattliche 29 Prozent aus dem Handel, nur 1 Prozent weniger als aus der Industrie, hat das Institut für Mittelstandsforschung in einer Studie herausgefunden. Und diese Betriebe können offensichtlich auch wirtschaften. Denn in den Krisenjahren 2008 und 2009 hatten zwar 61 Prozent der Familienbetriebe im Einzelhandel Umsatzeinbrüche - aber das ist weniger als in sämtlichen anderen Wirtschaftsbereichen wie Industrie (76 Prozent der Unternehmen) oder Dienstleister (70 Prozent). Was auch für den Handel spricht: Rund 47 Prozent dieser Betriebe stellten zwischen 2008 und 2009 Mitarbeiter ein, nur 41 Prozent der Unternehmen bauten ab. In den anderen Wirtschaftszweigen war das Verhältnis umgekehrt.Auf der Suche nach dem gemeinsamen SinnAm Institut für Familienunternehmen der Universität Witten wurden zehn Thesen für die Besonderheit dieser Betriebe entwickelt. In einer heißt es: "Familienunternehmen sind erfolgreicher. Die Eigentümerfamilie sieht das Unternehmen oftmals als ein zentral übergreifendes Lebensthema, das über die eigene existenzielle Absicherung hinaus eine Herausforderung darstellt, sich immer wieder neu zu organisieren und gemeinsamen Sinn, gewissermaßen Konsens zu finden. Dies erfordert auf Dauer, dass sich die Familie aktiv oder passiv am Unternehmen beteiligt." Der Wirtschaftswissenschaftler Philipp Eigen hat in seiner Promotion über Familienunternehmen einen schönen Satz formuliert. "Die schlichte Tatsache, dass es ein Unternehmen noch gibt, macht klar, dass es einiges richtig gemacht haben muss - auch und gerade nach der Finanzkrise 2008." Familienunternehmen seien der Gegenpol zu rationaler Planung, schreibt er weiter - und versteht das als Lob. Dass es bei familiengeführten Handelshäusern irrational zugeht, wird man dort gewiss bestreiten. Wenn aber der Parfümeriehändler Gerd Pieper sagt, dass er nicht um jeden Preis expandieren wolle, weil sonst der Charakter seines Traditionshauses verloren gehe, dann spricht das für sich. Der Handel hat drei Familienbetriebe besucht und festgestellt, dass diese Unternehmensform bestens funktionieren kann und darüber hinaus bei Kunden die Sehnsucht nach Verlässlichkeit sowie nach Händlern stillt, die nicht nur Produkte, sondern auch ihre guten Namen verkaufen.STEFFEN GERTH

    [13824 Zeichen] € 5,75